Was ist Retrospektive1895?
Die erste Auseinandersetzung der Düsseldorfer Fanszene mit Dr. Waldemar Spier lässt sich auf das Jahr 2010 zurückdatieren. Der Arena-Vorplatz vor der Südtribüne wurde inoffiziell zum „Dr. Waldemar Spier Platz“ umbenannt sowie eine Gedenktafel für den Oberbilker Zahnarzt, stellvertretend „allen Opfern von Fortuna gewidmet, die dem Terror der Nazis zum Opfer fielen.“, angebracht.
Um die Erinnerung an Spier noch tiefer im Bewusstsein des Vereins zu etablieren, wurde im Jahre 2013 dann die Fanorganisation Retrospektive1895 gegründet. Von Beginn an war uns wichtig, dass sich der Verein als Institution, aber auch die Mitglieder, Mitarbeiter und Fans, aktiv mit seiner Geschichte auseinandersetzen. Gerade die Zeit des Nationalsozialismus war lange Zeit ein schwarzer Fleck und über die Jahrzehnte entstanden mehr offene Fragen, als es Antworten gab. Dr. Waldemar Spier, jüdisches Vereinsmitglied und nachweislich eng verbunden mit der Meistermannschaft von 1933, war zu diesem Zeitpunkt nahezu vergessen. Ob es neben Spier weitere Fortunen gab, die ausgeschlossen wurden, verfolgt oder gar getötet wurden, ist (noch) nicht bekannt.
Wichtigstes Ziel war und ist es also immer noch eine Erinnerungskultur bei Fortuna Düsseldorf zu etablieren, die nicht nur auf dem Blatt oder für einige Fans existiert, sondern vom ganzem Verein aktiv gelebt wird. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass neben fußballerischen Größen wie Paul Janes, Toni Turek oder den Allofs-Brüdern, auch Personen wie Waldemar Spier im Zentrum der Vereinsgeschichte stehen. Die Person Spier steht nicht nur exemplarisch für Fortuna Düsseldorfs dunkelste Stunde, sondern für ein Kapitel deutscher Geschichte, dass niemals vergessen werden darf. Wir schätzen es daher sehr, dass sein Name, Leben und Wirken heutzutage wieder eine gewisse Bekanntheit genießt. Ein ganz besonderes Ereignis war die Stolpersteinverlegung im Sommer 2017 vor seiner ehemaligen Praxis auf der Kölner Straße.
Um die Erinnerung an Dr. Waldemar Spier lebendig zu halten, organisiert Retrospektive1895 alljährlich den „Dr. Waldemar-Spier-Pokal“, an dem antifaschistische Fans aus Düsseldorf und ganz Deutschland teilnehmen. Weiterhin wollen wir die Vernetzung verschiedener Düsseldorfer Institutionen vorantreiben, um Menschen in und um das Stadion zu Antisemitismus, Diskriminierung und jüdisches Leben zu sensibilisieren. Dafür arbeiten wir regelmäßig mit der jüdischen Gemeinde Düsseldorf und der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf zusammen. Highlights waren dabei ganz bestimmt der Besuch der Düsseldorfer Synagoge gemeinsam mit Maccabi Düsseldorf sowie das Gespräch mit der Holocaust-Zeitzeugin Edith Bader-Devries. Auch die Zusammenarbeit mit dem Verein Fortuna Düsseldorf ist für uns von zentraler Bedeutung. Mit dem Erinnerungsturnier "Dr. Waldemar-Spier-Pokal" wollen wir unseren Beitrag als antifaschistische Fans dazu leisten, um die Erinnerung an die Opfer des NS-Terrors fest im Verein und seinem Umfeld zu etablieren.
In Erinnerung an Dr. Waldemar Spier – der Fortune, der kein Meister sein durfte.
Aktionen aus der Vergangenheit
Synagogenbesuch mit Maccabi Düsseldorf
Gespräch mit Holocaust-Zeitzeugin Edith Bader-Devries
Aktionen im und um das Stadion
Berichte in der Presse
- Fortuna Düsseldorf ist reif fürs Museum - Westdeutsche Zeitung (31.01.2014)
- Verlorene Helden - 11Freunde Sonderheft (21.01.2017)
- Fortuna-Fans besuchen Synagoge und Elternheim - Maccabi Düsseldorf (19.12.2018)
- Holocaust-Zeitzeugin diskutiert mit Fortuna-Fans - Westdeutsche Zeitung (27.12.2018)
- Dritter Platz beim Dr.-Waldemar-Spier-Pokal - Maccabi Düsseldorf (23.01.2019)
- Düsseldorf erinnert sich: Ein Stolperstein für Fortuna-Obmann Dr. Waldemar Spier - Report D (07.07.2019)
- Fortuna erinnert mit Stolperstein an Waldemar Spier - Rheinische Post (13.07.2019)
- Stolperstein für Dr. Waldemar Spier verlegt - Fortuna Düsseldorf (17.07.2019)